DIY-IBA: Du hast an mehreren IBA´s teilgenommen und auch in Berlin maßgeblich als Teil des Prä-IBA-Teams in der Konzeptphase mitgewirkt. Erschien dir in Berlin eine IBA eher als eine politische Chance, oder als eine politische Notwendigkeit?

SB: Eine IBA ist nie eine politische Notwendigkeit, sondern eine große Chance, denn sie ist meist ein Instrument, mit dem sich auf hervorragende Art Probleme bearbeiten lassen. Es bedarf vor allem eines politischen Willens, eine IBA zu wagen. Es ist dann immer auch ein Wille zu einem Experiment, denn Scheitern muss einkalkuliert werden, denn man weiß nicht exakt, was bei einer IBA herauskommt. Dieser politische Wille muss nach und nach erzeugt werden beziehungsweise entstehen. Und vielleicht ist es heute eher so, dass ein solcher Wille besser von einer nicht-institutionell verankerten Bürgerschaft initiiert wird, auch wenn dies vielleicht der anstrengendere Weg ist. Eine DIY-IBA wäre beispielsweise eine solche langsame, aber eben unaufhörliche Initiative, um ein Instrument wie die IBA in Berlin sinnvoll zu nutzen.

DIY-IBA: Die DIY-IBA ist fürs Erste als redaktionelle Tätigkeit gedacht, um das, was in Berlin aus Selbstinitiierung und mit großer Vielfalt passiert, in seiner Komplexität besser begreifen zu können. Hättest Du deinerseits Anregungen, worauf wir einen Schwerpunkt legen sollten? Und welches Format könnte eine DIY-IBA darüber hinaus annehmen?

SB: Ich fände eine Website mit einem redaktionellen Team gut, das DIY Initiativen in Berlin begleitet und ganz nah an den realen Prozessen die Schwierigkeiten und Erfolge skizziert – ja, quasi die Bauanleitungen für Projekte aller Art formuliert, im Sinne des Open Source Gedankens. Ich bin selber Teil einer Baugruppe, die gerade selbst ein Stück Stadt baut und wir allein hätten schon viel experimentelles Wissen weiter zu geben, von der gut formulierten Bauvoranfrage, über die Tücken der internen Kommunikation, bis zur Ermittlung eines ordentlichen Kostengerüstes. Über diese Seite könnten Erfahrungen ausgetauscht werden und Manuals bzw. verständliche Handreichungen verfasst werden. Gerade auch der Verwaltung sowie der Politik würde eine solche Plattform zeigen, nicht nur wie viel es gibt, sondern auch, was es vielleicht noch nicht gibt und überdies anderen Initiativen die Angst vor dem DIY nehmen.

DIY-IBA: Die Baugruppe, von der Du sprichst, wird die erste gewerbliche Neubau-Baugruppe in Berlin sein. Innovative Experimente dieser Art werden in der starken Berliner DIY-Szene weiterhin gemacht. Die Akteure sind gut vernetzt und geben ihr Wissen oftmals kollegial weiter. Die Frage ist, wie die öffentliche Hand und die Wohnungsbaugesellschaften zu diesem Kreislauf dazu kommen? Und an diesem Wissen partizipieren können. Siehst Du hier Schnittstellen, an denen das gelingen kann?

SB: Solche Verfahren wie zum Beispiel das qualifizierende Verfahren (QV), das um den Blumengroßmarkt für alle Baugruppen gerade gemacht wird, ist ein ganz gutes Instrument, die Verwaltung in die Sorgen und Nöte der Baugruppen einzubinden. Auch finde ich den Urban-Living-Wettbewerb, den Regula Lüscher ausgerufen hat, eine gute Idee, weil er die Wohnungsbaugesellschaften in die Liegenschaftspolitik einbindet. Eine Baugruppe ist ein nicht unerhebliches juristisches Risiko. Ich halte es deshalb für sinnvoll, mehr Werbung für die Form der Genossenschaft zu machen. Genossenschaften sind eingeführte Gesellschaften und seit Herrn Raiffeisen interessante Marktakteure einerseits und hervorragende Interessensvertretungen andererseits.

DIY-IBA: Du bist als Hochschullehrerin tätig. Siehst du gerade Veränderungen in den Methoden der Stadtplanung, und inwieweit spielt das DIY, also das initiativ werden von neuen Akteuren in der Stadt eine Rolle?

SB: In meiner Zeit an der Universität Kassel habe ich in vielen Projekten und Vorlesungen immer wieder das Selbermachen von Stadt als eine Herangehensweise von Stadtentwicklung gelehrt und mit den Studenten ausprobiert. Wichtig ist, das ausgewogen zu tun. Neben DIY gibt es auch noch die hoheitliche Planung und man sieht zur Zeit gut, wie sich z.B. auch die Bauleitplanung verändert und alles in Bewegung gerät. Didaktisch ist das alles schwierig, denn die Studenten müssen auch selbst vor Ort tätig werden. Das gelingt manchmal sehr gut, performativ, 1:1 – manchmal ist es schlecht. In jedem Fall ist es als Lehrende extrem aufwendig und auch in der Benotung eine Grauzone.

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